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Im Dialog mit Carlo



Carlo Gruber ist Inhaber und CEO von Feldmann. Ein Simpatico, stets elegant gekleidet, eloquent, aber auch ein guter Zuhörer. Wenn er spricht, dann mit warmem Ton und wachem Blick, der durch seine markante Brille dringt. Carlo Gruber hat eine positive Ausstrahlung, wirkt offen und zugänglich. Nur etwas mag er nicht: im Rampenlicht stehen. Die Bühne überlässt er gerne anderen. Er bleibt und wirkt lieber im Hintergrund – oder um es mit dem legendären Wahlkampfslogan der Präsidentschaftskandidatur von Mitterrand zu sagen: Er ist «la force tranquille». Interviews mit ihm sind daher so selten wie Schnee in der Sahara. Umso mehr freuen wir uns, dass er sich einen Moment Zeit für uns genommen hat und Spannendes zu erzählen weiss.


Das Feldmann-Projekt «Arnihouse», welches soeben fertiggestellt wurde, nahmen wir zum Anlass, um über Bauprozesse zu sprechen. Vom Anfang bis zur Schlüsselübergabe. Und das kann dauern. Im Falle von «Arnihouse» ging es relativ schlank über die Bühne, da das Projekt schon im geplanten Zustand übernommen wurde. Der Bauprozess dauerte 1½ Jahre, der Planungsprozess ein Jahr, total also 2½ Jahre.


Es ist mühsam geworden

Fängt man allerdings auf der berühmten grünen Wiese an, dann braucht es Geduld. Vor allem heute im Vergleich mit vor zehn Jahren. «Damals erhielt man innert drei bis vier Monaten eine Baubewilligung nach Eingabe. Heute dauert dies ein Jahr oder länger, da die Prozesse kommunal wie auch kantonal viel mehr Zeit beanspruchen. Dazu gibt es immer Einsprachen, die unendlich viel Zeit kosten können. Dann braucht ein neues Projekt schnell einmal vier bis sechs Jahre», führt Gruber aus. Er erinnert sich dabei an ein Projekt in Wohlen mit einem Mehrfamilienhaus, als ein Einsprecher alles um sechs Jahre verzögerte, bevor es dann endlich bewilligt wurde.


Nicht nur auf ein Pferd setzen

Warum ist es heute eigentlich mühsamer geworden? Die Komplexität und Regulatorien haben zugenommen, immer mehr Einschränkungen pflastern den Weg - aktuell die Revision der BNO (Baunutzungsordnung). Das verkompliziert die Sache. Themen wie Gewässerschutz wie Waldschutz kommen dazu und machen alles sehr träge. Das Ganze mache zwar immer noch Spass, meint Gruber, man müsse einfach Geduld und Zeit haben und sich bewusst sein, dass es ein langer Weg ist. Das Kapital ist dementsprechend länger blockiert und man muss sich die Frage stellen, wie man solche Projekte in Zukunft plant. Flexibilität heisst das Zauberwort. Bei Feldmann laufen deshalb immer 15 bis 20 Projekte parallel.


Gruber vergleicht diese Prozesse mit einem Pferderennen: «Irgendein Pferd kommt als erstes ins Ziel. Dann folgt das zweite und dritte und dann gibt es halt solche, die viel später eintrudeln. Die, die ins Ziel gekommen sind, werden wieder durch neue Pferde ersetzt. So hat man laufend neue Pferde am Start. Liquiditätstechnisch ist das Ganze sehr sensibel und es bedingt eine gute Planung».


Das Unternehmen Feldmann wurde von Peter Feldmann 1985 gegründet. Anfangs beschäftigte man sich mit der Maklerei, dann kamen Entwicklung und Bauen dazu. Carlo Gruber stieg 1997 als Entwickler ein. Die Firma florierte, die ersten Projekte funktionierten und so wuchs das Unternehmen. Gruber machte der Job als Entwickler Spass, trafen hier doch verschiedene Disziplinen wie Architektur, Design, Wirtschaft, Behördenthemen, Marketing und Verkauf aufeinander. Das Thema Nachfolgeregelung kam dann irgendwann mal auf den Tisch – schlussendlich ging dann alles viel schneller, als es eigentlich geplant war.


Zuviel des Guten

Das erste Projekt, welches Gruber mitentwickelte, war Gleis 61 in Muri, direkt am Kreisel. In Muri gibt es gleich mehrere Feldmann-Projekte. Neben Gleis 61 noch das Perron West und Nordstern. Diese wurden hintereinander gebaut und so entstand eigentlich ein ganzes Areal, zusammengesetzt aus den einzelnen Projekten. Und dann natürlich das LUWA-Areal. Ein richtig grosses Ding mit einem Anlagevolumen von 108 Millionen Franken und einer Entwicklungszeit von zehn Jahren.


Gruber ergänzt: «Man kann sagen, dass der untere Teil von Muri durch Feldmann geprägt wurde. Wir waren auch mal mit zwei Mitbewerbern am Bahnhofsareal dran, ein gewaltiges Projekt mit viel Hin und Her. Irgendwann bekamen wir dann die Rückmeldung der Gemeinde, dass wir den Zuschlag nicht bekommen, da wir schon genug in Muri machen würden – die wollten uns dann nicht mehr» (Gruber lacht).


Offen für Neues

Als Feldmann gegründet wurde, war das Freiamt das Gebiet, in welchem man sich bewegte. Die Firma wuchs, war natürlich wirtschaftlich getrieben, und so folgte die Ausweitung in den Aargau. Es wurden viele Anlageobjekte gebaut, also Mietwohnungen und Gewerbe. Dann gab es Zeiten, da herrschte im Kanton Aargau grosser Leerstand. Kein Investor hatte Interesse, etwas einzukaufen. Deshalb wurde der Kreis erweitert. Zug, Zürich, Luzern, Nidwalden, Schwyz und Aargau.


Früher baute Feldmann in der Peripherie heute mehr und mehr an besseren Lagen in Zentren, die gut erschlossen sind. Dort wird vor allem investiert. Doch wie kommt man überhaupt an solche Lagen? «Durch ein gutes Netzwerk», sagt Gruber. «Von dort erhalten wir Informationen, ob Grundstücke zur Verfügung stehen. Auch über Mitarbeitende, externe Makler und Vermittler kommen Vorschläge, welche von der Entwicklungsabteilung überprüft werden».


«Dann lernten wir jemanden kennen, der im Villenkreis aktiv war. So kamen wir zur Villenentwicklung. Der Grundgedanke war strategisch, es ging darum, einen neuen Markt zu öffnen, breiter zu werden. Es ist immer so: Ein Produkt funktioniert zu einer bestimmten Zeit gut und dann wieder nicht mehr. Als Beispiel: Anlageobjekte sind zurzeit sehr schwer. Die Kosten und die Zinserwartung sind massiv gestiegen, Grundstücke an guten Lagen teuer geworden. Stockwerkeigentum funktioniert immer noch das Premiumsegment ebenso, deshalb sind wir eingestiegen. Dieses hat aber ganz andere Herausforderungen. Die Verkäufe dauern noch länger aufgrund des hohen Preissegments, es braucht mehr Geduld. All diese Hürden muss man berücksichtigen. Deshalb sehen wir dieses Segment auch als Nische».


Gefragt nach den Projekten, welche ihm besonders in Erinnerung geblieben sind, erwähnt Gruber zwei ganz unterschiedliche: «Sicherlich ist eines davon das LUWA-Areal in Muri, ein grosser Meilenstein für Feldmann. Das Risiko war hoch, es hat Mut gebraucht, es ist gut rausgekommen, da bin ich schon stolz drauf. Ein anderes Objekt ist Goldwand in Ennetbaden. Das hängt in einem Weinberg. Es war hochkomplex zu bauen, fast unmöglich zu realisieren, richtig spektakulär. Das sind so zwei Projekte, die eine grosse Wichtigkeit für mich haben. Oder auch das Dreifamilienhaus in Sedrun, wo alle Bewohner Freunde wurden und happy sind. Es sind eigentlich die Storys hinten den Projekten, was es ausmacht, die Menschen, die glücklich sind und nicht einfach das Produkt, welches gut aussieht».



Gruber präzisiert: «Ich habe Menschen gern, bin harmoniebedürftig. Ich möchte am liebsten alle glücklich machen, bin mir aber auch bewusst, dass mir das nicht immer gelingt. Der Spass am Projekt, wenn man jemanden glücklich macht mit seinem Zuhause, das ist mir wichtig. Auch dass meine Mitarbeitenden zufrieden sind. Das ist schon ein zentraler Punkt in meinem Leben. Natürlich läuft nicht immer alles rund, manchmal gibt es Disharmonien und das quält mich. Ich versuche das abzuwenden, aber man ist ja auch nur ein Mensch».


Wo schaltet ein viel beschäftigter Mann wie Gruber am besten ab? Die Abwechslung machts! Den Kontrast vom Stadtleben zu den Bergen empfindet er als cool, er spielt Tennis, liest viel, kocht gerne und besucht Museen. Seine Freude an Kultur war sicher auch ein Treiber bei Feldmanns Side Project: der Plattform Feldmann Kultur.


Die kam sozusagen aus dem Nichts, aus einer Diskussion heraus. «Mit unseren guten Freunden, den Schelberts, tauschten wir uns immer über Themen wie Kunst und Literatur aus. Bis wir entschieden, etwas in diese Richtung zu machen. Ich liebe Bilder, man fängt an zu sammeln, kommt in Kontakt mit Gleichgesinnten und beginnt ein Feld zu entwickeln, um mit Menschen in Verbindung zu kommen, denen man auch die Immowelt näherbringen kann. Feldmann Kultur ist sozusagen der Verbindungskanal für verschiedene Menschen mit gemeinsamen Interessen». Und so kommt es, dass Feldmann ein Immobilienentwickler mit kulturellem Kick ist. Weil das Leben viele Geschichten erzählt.



Das Interview mit Carlo Gruber ist auch als Podcast hörbar.

 

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